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NMN, Metformin & Resveratrol: Kann dieses Trio das Altern verlangsamen?

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Wer sich mit dem Thema Anti-Aging auf Zellebene befasst, hat sicher schon von ihm gehört: Prof. Dr. David Sinclair ist DER führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Erforschung von Alterungsprozessen. Teil seines persönlichen Rezeptes gegen das Altern ist eine 30-prozentige Kalorienreduktion und gelegentliches Fasten, sowie die Einnahme zwei spezieller Supplements und der Off-Label-Use des Diabetes-Medikamentes Metformin. Youngerland erklärt die Hintergründe.

Der Traum von ewiger Jugend fokussierte sich viele Jahrzehnte stark auf unser äußeres Erscheinungsbild: Es galt mit allen Mitteln – ob Liftings oder Cremes – die optischen Anzeichen des Alterungsprozesses möglichst lange herauszuzögern. Mittlerweile sind die zur Verfügung stehenden Mittel tatsächlich so ausgereift, dass man mit 60 noch annähernd wie 40 und mit 50 annähernd wie Mitte Dreißig aussehen kann. Dabei sind es nicht einmal mehr die massiven, chirurgischen Eingriffe wie SMAS-Liftings, die unser äußeres Erscheinungsbild, bzw. unser Gesicht jung halten.

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Um uns optisch jung zu halten, stehen uns mittlerweile hochwirksame und ausgereifte Behandlungen zur Verfügung: invasive Methoden, aber auch minimal invasive Treatments können z.T. wahre Wunder bewirken

Außen jung – innen alt?

Vielmehr setzt man heutzutage auf kombinierte, ästhetische Behandlungspläne, die sich verschiedene Anti-Aging-Technologien zunutze machen: Eigenblut in Form von PRP oder der neuen Generation PRF, Radiofrequenz/Microneedling, Laser, Fadenlifting und Liquid Facials können gemeinsam angewendet verblüffende Ergebnisse erzielen. Viele vergessen jedoch vor lauter Aufwand um ihre Haut, den eigentlichen Kern der Sache – das genetische Altern. Es ist für die degenerativen Alterserkrankungen verantwortlich und beeinflusst unser Gedächtnis, unsere Fitness und ganz zuletzt natürlich auch unsere Optik.

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Nicht nur das Äußere zählt: Um den Alterungsprozess zu verlangsamen sind ganzheitliche Maßnahmen erforderlich

Der Mann hinter der Anti-Age-Spitzenforschung: Dr. David Sinclair

Prof. Dr. Sinclair ist seit 2005 Direktor der Paul-F. Glenn-Laboratorien zur Aufklärung der biologischen Mechanismen des Alterns an der Harvard Medical School in Boston, wo er auch seit 1999 ordentlicher Professor im Fachbereich Genetik ist. Ebenso ist er Professor im Lowy Cancer Center an der australischen University of New South Wales. Sinclair hat herausgefunden, dass dem Körper grundsätzlich drei sehr effektive Mechanismen zur Verfügung stehen, um degenerative Prozesse – sprich das Altern – zu bekämpfen.

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Wer hätte es gedacht: Der Mann ist bereits 51: Prof. Dr. David Sinclair
(Bildquelle: marnionthemove.com)/

Die drei Anti-Age-Superhelden unseres Körpers: Sirtuine, mTor & AMPK

Sirtuine sind auch Sir2-like Proteine, sind eine Familie multifunktionaler Enzyme aus der Gruppe der Histon-Deacetylasen und quasi unsere körpereigenen Schutzschilder gegen Krankheiten, Stress und Alterungsprozesse. Sie sind in der Lage auf Hungergefühle, körperliche Anstrengung und extreme Außentemperaturen zu reagieren, denen wir uns aussetzen. Kurzum: Sie erkennen biologischen (guten) Stress für unseren Körper und starten in der Folge ein ausgeklügeltes Verteidigungsprogramm, von dessen Vorteilen wir künftig sehr gezielt profitieren könnten. Sirtuine starten im Fall von biologischem Stress eine Art Shutdown-Modus für den Notfall. Er schützt unseren Körper vor unkontrollierter Zellteilung (Stichwort: Krebs) und bringt ihn auf gewisse Weise in einen Zustand der „Konservierung„, was sich konkret auf die Langlebigkeit von Organismen auswirkt.

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Der Körper stellt uns im Kampf gegen das Altern drei äußerst potente Anti-Aging-Heroes zur Seite: sie konservieren uns quasi auf Zellebene

Sirtuine reparieren unsere DNA, verlängern Telomere und schützen unsere Zellen

Sinclair hat die Wirkungsweise der Sirtuine zwar an Mäusen erforscht, beim Menschen funktionieren diese jedoch auf genau die selbe Art und Weise. Auch mTor-Proteine, die zweite Superheldengruppe unseres Körpers, wirken konservierend und können Alterungsprozesse verlangsamen. Konkret regulieren sie Zellwachstum und Metabolismus und drosseln in Hungerphasen die Stoffwechselprozesse. Die benötigte Energie bezieht der Körper dann in einem Prozess, der sich Autophagie nennt, aus den vorhandenen Körperreserven. Fasten ist demnach ein möglicher Weg, die Langlebigkeitsgene über mTor zu aktivieren. Sowohl das Intervallfasten als auch komplette Fastentage ohne feste Nahrung kurbeln diese verjüngenden Prozesse an. Sinclair selbst nutzt beides: Er isst meist nur eine Mahlzeit am Tag, achtet darauf stets ein wenig hungrig zu sein und legt auch gelegentlich ganze Fastentage ein.

Intervallfasten: Hält nicht nur schlank, sondern auch jung

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Viele haben mit Intervall-Fasten ihre Traumfigur erzielt. Jetzt wurde bewiesen, dass es uns auch effektiv jung hält.

Der dritte Superheld AMPK – auch AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK) –ist ein Enzym, das eine wichtige Rolle bei der Regulation von biosynthetischen Vorgängen in menschlichen Zellen (und denen von Säugetieren) spielt. Vereinfacht ausgedrückt schützt AMPK die Zellen vor Energiemangel (bzw. ATPMangel) indem es energieaufwändige Biosynthesen abschaltet. Dies funktioniert über die Phosphorylierung: Sie hemmt mehrere für die Cholesterin– und Fettsäurebiosynthese verantwortlichen Enzyme.

Was genau ist guter, biologischer Stress?

Die drei oben beschriebenen Anti-Aging Superhelden unseres Körpers werden also durch den sogenannten biologischen Stress aktiv und befördern uns in einen gedrosselten Modus, der Alterungsprozesse blockiert. Wie erreichen wir aber diesen sehr speziellen und für unsere Jugendlichkeit förderlichen Stress, der auch „Hormesis“ genannt wird? Sinclair sagt, es sind genau vier wesentliche Faktoren, die die Hormesis auslösen:

1.) Fasten

2.) Wenig Proteine

3.) Sport

4.) Kälte/Hitze

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Sauna-Freunde altern langsamer: Wer regelmäßig schwitzt und den Körper extremer Hitze aussetzt, profitiert von der verjüngenden Wirkung auf unseren Körper

Wer also ohnehin gerne sauniert, danach ins Eiswasser springt, gerne mal flott spazieren geht oder sich auf andere Weise körperlich betätigt ist in Kombination mit einer kalorienreduzierten Ernährungsweise und gelegentlichen Fastentagen schon mal auf der sicheren Seite. Bei der Ernährung gilt zudem: Die vielfach in Fitnesskreisen so hochgelobten Proteine sollten nicht im Übermaß genossen werden, ebenso wenig wie die leider oftmals sehr leckeren Kohlenhydrate in Form von Weißmehl, Pasta, Reis & Co. Und Zucker ist natürlich das größte No-Go, denn er schadet nicht nur dem Körper, sondern auch der Haut, die durch seinen Genuss infolge der Glykation ihre Elastizität verliert.

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Nichts für Warmduscher: Extreme Kälte hält – ebenso wie Hitze – jung und kurbelt die Hormesis an

(Guter) Stress kann auch gesund sein

Soviel also zum gesunden Bio-Stress, der die Anti-Aging-Superhelden unseres Körpers auf den Plan ruft. Profis wie Sinclair unterstützen jedoch die Hormesis noch zusätzlich mit cleveren Nahrungsergänzungen bzw. dem Off-Label-Use eines bestimmten Medikamentes, um den zuvor beschriebenen Effekten noch einen extra Anti-Aging-Boost zu verleihen. Die Rede ist von den drei Geheimwaffen aller Youth-Junkies: Resveratrol, NMN und Metformin.

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Sinclairs Versuche an Mäusen belegen: Guter Bio-Stress verlängert die Langlebigkeit und aktiviert Jugend-Gene

Zusammen imitieren diese drei Stoffe die Hormesis und in Kombination mit den zuvor beschriebenen Aktivitäten wie Fasten, etc. sind die Effekte regelrecht sensationell. Mäuse, die man auf Fastendiät setzte und denen man parallel Resveratrol gab, lebten nicht nur signifikant länger, sie steigerten auch ihr Fitness-Level so beeindruckend, dass sie die Laufräder in ihren Käfigen regelmäßig außer Gefecht setzten, weil sie mit so viel Power darin sprinteten, dass diese kaputt gingen. Resveratrol-Produkte gibt es in vielfältigen Ausführungen auf dem Markt der NEM. Am gängigsten sind Varianten, die aus dem japanischen Staudenknöterich oder aber Trauben gewonnen werden. Sinclair nimmt jeden morgen ein Gramm Resveratrol zusammen mit einem Gramm NMN und einem Gramm Metformin.

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NMN ist die zweite der oben genannten, drei Geheimwaffen und in Deutschland bislang nur den eingefleischten Anti-Aging-Profis bekannt. Dies dürfte sich jedoch sicherlich bald ändern, haben sich dessen verblüffende Effekte erst einmal bis zum Mainstream herumgesprochen.

NAD+ : Sirtuine brauchen es um aktiviert werden zu können

Nimmt man eine Analogie zu Hilfe, dann ist Resveratrol im Grunde das Gaspedal, um die zuvor genannten Sirtuine zu aktivieren und NMN das dazugehörige Benzin, um die Prozesse zum Laufen zu bringen. Das Geheimnis von NMN ist seine Fähigkeit, unsere körpereigenen NAD+-Level anzuheben. NAD+ ist wiederum von Haus aus in unserem Körper vorhanden, nimmt aber mit dem Alter stark ab. Mit 50 ist unser NAD-Level nur noch halb so hoch wie mit 20. Und genau hier kommt NMN mit seiner genialen Wirkung ins Spiel. Es boostet die NAD+-Level signifikant auf ein jugendliches Niveau zurück, wie Sinclair unter anderem in Versuchen mit Mäusen herausfand. NAD+ kann man bislang nur über Infusionen aufnehmen, die in Deutschland noch weitgehend schwer zu bekommen sind. In fester Form, bzw. sublingual oder oral ist das Molekül nicht vom Körper absorbier, wohl aber sein Vorläufer – NMN. Es wird in loser Pulverform unter der Zunge platziert und auf diese Weise vom Körper bestmöglich aufgenommen. Der Körper kann also über die Einnahme von NMN seine NAD+-Level effektiv erhöhen.

Metformin – Neueste Studien legen krebsvorbeugende Wirkung nahe

Metformin, die dritte Geheimwaffe zur Unterstützung der Hormesis, ist eigentlich ein Diabetes-Medikament aus der Gruppe der Biguanide, das die Glucose-Neubildung in der Leber und die Resorption von Glucose im Darm hemmt. Zudem soll Metformin die Insulinresistenz verringern, was jedoch bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hundertprozentig nachgewiesen werden konnte. Fest steht jedoch, dass Metformin das zuvor genannte AMPK Enzym und dessen schützenden Einfluss auf unsere Körperzellen aktiviert. Außerdem ergab eine neue Studie aus dem Jahre 2019 ein mit der Einnahme von Metformin in Zusammenhang gebrachtes, reduziertes Krebsrisiko.

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Um Off-Label an Metformin zu kommen, braucht man einen Arzt, der mit der Thematik bereits vertraut ist

Dr. David Sinclair nimmt täglich 1 Gramm Metformin im Off-Label-Use, also außerhalb des durch die Arzneimittelbehörden zugelassenen Gebrauchs, um den konservierenden Effekt des AMPK noch zu verstärken. Außerdem nimmt er Vitamin D, Vitamin K2 und 83 mg Aspirin. Er meidet Zucker, isst wenig Proteine sowie Kohlenhydrate und verzichtet auf rotes Fleisch. Stattdessen isst er viel bunte Gemüsesorten, treibt Sport (Jogging einmal pro Woche, Workouts am Wochenende, Treppensteigen statt Aufzug, etc.), setzt sich häufig Hitze und Kälte aus (etwa mit Sauna-Gängen und anschließender Abkühlung im Eisbecken) und schläft in einem eher kühlen Schlafzimmer.

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Wer sich regelmäßig bewegt, aktiviert die Jugend-Gene: Geahnt haben wir es immer schon.


Tabus für ihn sind Rauchen und hohe Strahlenbelastungen, wie sie etwa durch Röntgen oder Flughafen-Scanner entstehen. Auch um Essen aus Mikrowellen macht er eher einen Bogen, Speisen aus Plastikschalen, die in der Mikrowelle aufgewärmt wurden sind zudem für Sinclair ein absolutes No-Go.

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Wer eine Aversion gegenüber Mikrowellen-Essen hat ist in bester Gesellschaft: Dr. David Sinclair macht – aus gesundheitlichen Gründen – ebenfalls einen großen Bogen darum.

So verhindern Sie den Abzug wichtiger Methylgruppen

Tatsächlich kann NMN also unser NAD+-Level im Körper steigern und damit nicht nur die Herz- und Hirngesundheit erhöhen, sondern auch degenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Übergewicht vorbeugen. Zu beachten ist allerdings, dass es durch die Einnahme von NMN zu Problemen mit der sogenannten Methylierung kommen kann. Sie bezeichnet den Transfer von Methylgruppen und ist für viele antioxidative Prozesse im Körper äußerst wichtig, zudem werden durch sie erst bestimmte Teile der DNA aktiviert. NMN kann in diese Prozesse eingreifen, da es die Sirtuine aktiviert und den Körper dabei zur Produktion von Nikotinamid (NAM) anregt. Unser Körper kann auf zwei verschiedene Arten mit NAM umgehen: Er kann es entweder wieder in NMN umwandeln, oder ausscheiden.

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Und genau für letzteres muss er das NAM methylieren, sprich an das Nicotinamid eine Methylgruppe anschließen. Infolge dessen kann man also zusammenfassen: Für die Verarbeitung von NMN werden wertvolle Methylgruppen verbraucht, die der Körper eigentlich für andere, wichtige Prozesse dringend benötigt. Dieses Problem lässt sich jedoch relativ leicht beheben, indem man dem Körper zusätzlich zum NMN den Methylgruppendonator TMG (Trimethylglycin/Betain) zuführt. Die Dosierung die Sinclair empfiehlt lautet pro 1 Gramm NMN (seine tägliche Dosis), jeweils 1 Gramm TMG. Es ist im Vergleich zu NMN relativ preiswert als Nahrungsergänzungsmittel von verschiedenen Herstellern im Internet zu beziehen und hat selbst in höherer Dosis keine Nebenwirkungen.

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Fazit dieses Artikels: NMN in Kombination mit der Einnahme von TMG, Resveratrol und Metformin kann tatsächlich den Alterunsgprozess verlangsamen. Empfehlenswert sind diese Mittel aber aus unserer Sicht nur, wenn auch die körpereigenen Prozesse der Hormesis angestoßen werden durch die zuvor genannten Maßnahmen, welche die Sirtuine, mTor und AMPK aktivieren.

>>> Fotos: Shutterstock